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19So allerlei am Rande des Adventsfensters

 

 

 


Von der Ambulanz schaue ich auf den Tarabosh, der heute mit Schnee bedeckt ist. Und beim Blick aus meinem Zimmerfenster ist mein Auge auch gebannt vom Weiss in den Bergen des Wilden Norden. Und ich denke, was so ausserhalb der Adventsgeschichten, die wir schreiben, alles los ist. Und ich gucke mal raus aus dem Adventsfensterrahmen:


Die Nacht war unruhig, ein Sturm hat unsere Fensterläden ständig schlagen lassen. Larissa kommt zum Frühstück und fragt, ob ich auch die Schüsse am Abend gehört habe. Wir sprechen ein wenig. Sie ist ruhig. Da rufen mich ein paar Studentinnen an, die Angst haben. Die Proteste haben sich gesplittet und keiner weiss mehr so recht wohin. Und keiner traut dem anderen. Die Situation macht auch uns Sorge. Und die Stimmen, die das ganze Volk aufrufen, auf die Strasse zu gehen, werden lauter. Einzelne Gruppen haben sich bereits formiert und mischen sich unter die Studenten. Auf das Fest hin ist die Not stärker zu spüren und die Verzweiflung der Menschen kann auch in Aggression umschlagen. Wir erleben dies auch an der Klosterpforte so. Wenn wir einen Wunsch nicht erfüllen können, kann dies gleich Aufruhr auslösen. Und wir haben uns angewöhnt, da ruhig zu bleiben, uns aber auch nicht  erpressen zu lassen. Dann haben wir gerade erfahren, dass unser Patient, der heute ein neues Hüftgelenk bekommen sollte, nun doch nicht operiert wurde. Der Grund: für die Prothese wurde kein steriler Transportbehälter gefunden. Vermutlich kam die Prothese nicht aus dem Ausland, sondern stammt von einem anderen Patienten. Wir hatten noch einen kleinen Disput mit dem Krankenhaus, da sie plötzlich noch einen weiteren Beutel Blut für den Patienten verlangten. Ich habe ihnen dann ausrichten lassen, dass ich selbst komme, um zu spenden, wenn dies nötig ist. Prompt gilt nun die Blutspende eines Mitarbeiters als „Doppelte Ration“,  da er eine sehr seltene Blutgruppe hat.


Dann kommt ein junger Vater mit Stuhlanalysen von seinem Dreijährigen. Der Junge hat Typhus-Salmonellen und einen seltenen Bandwurm. Die Medikamente dafür treibt der Vater hier nicht auf. Eigentlich ist die Salmonellose mit Typhusbakterien hier auch meldepflichtig, aber das interessiert niemanden wirklich  –  ausser wir rennen im Viereck und versuchen zu erklären, zu intervenieren. In der Ambulanz ist derweil eine Frau, die von ihrem Mann schwer misshandelt wird. Und draussen am Tor fragen auch heute wieder Frauen und Männer nach Arbeit bei uns. Und sie fragen, wann die Pakete wieder kommen. Und der derzeitige Massenexodus in die modernen Länder nimmt seinen Lauf. Was wird kommen? Wie soll es weitergehen? Und ich denke, auch damals waren die Zeiten unruhig und sie war erfüllt, als ER kam.

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