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13Vorweihnachtliche Herbergssuche

 

Vorweihnachtliche Herbergssuche

Gemeinsam mit Niko, einem Mitarbeiter der Schwestern, fahre ich in ein Gebiet, das vom Erdbeben im vorigen November besonders stark betroffen ist. Ich will mir einen Eindruck machen von den heutigen Lebensbedingungen der Familien, denen die Schwestern mit Wohncontainern helfen. Meine Erwartung: Zerstörte Straßenzüge, eine improvisierte Infrastruktur, dörfliche Gemeinschaft.

Weit gefehlt. Stattdessen: Eine erschütternde menschliche und soziale Katastrophe. Das Beben hat nicht einfach alle Häuser gleich zerstört, sondern immer wieder nur einige: Nämlich die Häuser und Hütten der Ärmeren und Armen, die eh nur schwach und schlecht gebaut waren. Gab es nach dem Beben noch etwas Ruine als Unterschlupf, so hat die Regierung inzwischen alles platt gemacht, aber nichts weggeräumt und in einem Jahr keine Alternative geschaffen. Mehr nicht. Das bedeutet: Das gesamte alltägliche Leben ereignet sich seit einem Jahr in aller Öffentlichkeit. Wer vorher schon arm war, haust nun vor aller Augen im Zelt oder – Dank sei den Schwestern und ihren Donatoren – in einem Büro-Container. Glücklich, wer noch seinen Wasseranschluss aus den Trümmern ragen hat. Hausaufgaben im Zelt? Kochen unter freiem Himmel? Ist es eigentlich schlimmer in der Sommerhitze oder im Winterregen frage ich mich. Das ist kein Campingurlaub. Der Nachbar, egal ob Moslem oder Katholik, schaut aus seinem Haus heraus und denkt sich: Das Elend wird schon seinen Grund haben. Allah und Gott Vater – beide sind gerecht. Und die vielfachen Folgen: Verzweiflung aus Scham, Depression und Lethargie aus Perspektivlosigkeit. Außer den Schwestern ist da niemand: Kein Rotes Kreuz, keine Caritas und kein roter Halbmond, keine EU und keine UNO – zu abgelegen, zu wenig mediales Interesse.


„… weil in der Herberge kein Platz für sie war“. Mein einziger Trost in diesem Jahr: Die Schwestern hätten damals auch in Betlehem noch einen Container aufgetrieben. Wir können anderen helfen, ihre Würde als Mit-Mensch zu bewahren.

Axel Bödefeld SJ

12 dezember 2020

 

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