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6 1Nikolaus

 

 

 

Nikolaus unterwegs zu den Kranken

Obwohl Sokol selbst die Lungenentzündung noch nicht ganz überstanden hat, übernimmt er heuer wieder die Rolle des grossen Heiligen. Wir haben geplant, dass St. Nikolaus einen Besuch bei einigen Schwerkranken macht. Die Pakete sind gepackt, die Kerzenlichter sind bereit und die zwei Engel Ida und Feli auch. Lukas fährt und schon unterwegs bleiben Alt und Jung am Strassenrand stehen, da der Heilige Nikolaus sie durchs Fenster grüsst. Gesichter werden hell. Und so kommen wir zum ersten Haus. Dort liegen zwei Schwerkranke in ärmlichen Zuständen. Zef hat ein Bein ab, der Hirntumor frisst sich durch und die Metastasen lassen ihn nicht ruhen. Und dann tritt der Heilige ein. Zef’s Gesicht leuchtet auf und der Heilige sagt ihm, dass die Kranken Gott näher sind als alle anderen. Zef küsst dem Nikolaus mit Tränen die Hand. Sprechen kann er nicht. Seine Schwester, die seit Monaten mit gebrochenem Becken daliegt meint, sie wäre schon im Himmel. Es ist fast nicht zu beschreiben, wie der Heilige diesen Ort des Schmerzes für paar Minuten in Licht und Glück verwandelt hat. Wir sind still danach.

Und jeder Besuch ist anders, aber immer findet Sokol das rechte persönliche Wort, den Segen. Der letzte Besuch nun bei Marku ist fast bizarr. Er hat Lungenkrebs und keucht elend. Die Chemo hat ihm die Haare und die Kraft gekostet. Aber als wir kommen, da schlachtet die Frau neben dem Kranken gerade eine Ziege, die sie bekommen haben. Das Fleisch liegt bereit für den Spiess. Marku möchte aufsitzen, da der Nikolaus überraschend kommt. Er schafft es nicht mehr. Wir legen ihn zurück in das Kissen und der Heilige neigt sich ihm zu. Wieder und wieder bekreuzigt sich der Kranke und lächelt. Dann sagt er: «Ein bisschen Drüben schon.» Es wird schon dunkel und sie müssen noch die Ziege braten – der Heilige wünscht ein gutes Fest zu seiner Ehre. Draussen am Weg sind ein paar Kinder. Die Engel verteilen noch Süssigkeiten und der Nikolaus gibt seinen Segen. Und dann gehen wir nach Hause – die Nacht des Heiligen möchte auch uns einhüllen, wie der Bodennebel, der im Livade in den Weiden leise und weiss aufgestiegen ist.

6 dez 2022

 

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