Ein kleiner Wachtraum
Ein kleiner Wachtraum
Ja, manchmal, da erlaube ich mir, dass mir mein Herz einen Wachtraum in den Kopf pumpt. Vielleicht ist ein Gedanke ja auch das Wehen einer noch unsichtbaren Wirklichkeit.
Warum schreibe ich Euch das heute? Es beschäftigt mich die Kerze in diesen Tagen. Immer wieder verschenke ich an bettelnde Menschen, an Kranke in diesen Tagen mit den langen Nächten und wenig Strom auch ein Kerzle. Und immer wieder zaubert diese Geste selbst bei verzweifelten Menschen ein Lächeln und so etwas wie neue Hoffnung ins Gesicht.
Jetzt, wo es kalt wird und dunkel in den Wohnlöchern der Armen, da ist es umso wichtiger, ein Lichtlein anzünden zu können. Ein wenig Wärme für Seele und vielleicht auch für die Hände. Vielleicht ein paar Minuten diese andere Wirklichkeit von Frieden und Wärme – auch wenn vor ein paar Tagen noch das dreckige Hochwasser die eh schon armselige Bude in ein Schlammloch verwandelt hat.
Und da ist unser Freund Ivan in der Ukraine. Über deutsche Freunde konnten wir ein Paket dorthin schicken – auch mit Kerzen. Von hier geht keine Post in die Ukraine. Und Ivan schrieb, dass das Paket ankam und sie die Kerzen schon anzünden. Sie haben ja fast keinen Strom. Und da träumte ich: was wäre, wenn Kerzen ankämen, statt Bomben! Was wäre, wenn wir Kerzen verschicken würden …viele, viele – an viele Leute: Freund wie Fremd oder sogar Feind? Jesaja ersann das Bild: «Pflugscharen statt Schwerter».
Ob wir noch fähig sind überhaupt darüber nachzusinnen: Kerzen statt Granaten!
Die zweite Kerze brennt schon!