12 Quadratmeter Herberge
12 Quadratmeter Herberge
Es regnet und stürmt, aber es ist noch warm mit 15 Grad. Mit Niko und Berti bin ich unterwegs zu zwei Familien, deren Häuser vom Erdbeben unbewohnbar zerstört sind. Sie leben in kleinen verstreuten Dörfern, wo bislang noch wenig Hilfe ankam. Ein Zelt haben sie bekommen. Sie leben so feuchtnass auf festgetretener Erde mit den Habseligkeiten, die sie noch aus den Häusern geholt haben. Niko ist seit den letzten zwei Wochen beschäftigt, Container zu besorgen, die Fundamente bei zwei Familien sind jetzt fertig. Die Organisation ist aufwändig, aber es ist nun möglich, dass die Menschen zu Heilig Abend in den wärmeren Containern sind. Es hat allerdings mit Sturm und Regen angefangen und so ist der Einzug doch nochmal fraglich geworden.
Es war uns wichtig, zum Fest wenigstens noch ein kleines Licht zu bringen. Eine kleine Krippe mit dem Jesuskind, ein Kerzenglas und einen süssen Kuchen für den Magen packen wir ein. Für eine Familie mit einer alten Frau mache ich noch in der Nacht um 2 Uhr einen kleinen Christbaum. Wir fahren durch unwegsames Gelände, der Schlamm und Lehm ist rutschig. Die alte Frau weint über das Jesuskind. Das Haus ist zerschlagen. Den kleinen Christbaum stellen wir vor das Zelt. Die andere Familie hat es noch schlimmer erwischt, da sie auf einem Hügel in der Einöde leben und der Wind vom Meer her pfeift. Alles ist kaputt und Schakale und Füchse riechen die Lebensmittel im Zelt. Auch dieses Zelt ist nicht wirklich dicht und überall tropft Kondenswasser von der Zeltplane, noch bevor der Regen kommt, der vorausgesagt ist. Auch hier ist das Fundament für den 12 Quadrat-meter-Container fertig. Als wir ihnen noch einen Heizkörper versprechen, sind sie total erleichtert. Sie hatten grosse Not mit der bevorstehenden Kälte.
Und als wir ihnen die Krippe geben und das Kerzenlicht, da weint der Mann und sagt: «Schwester, es ist uns eine ganz grosse Ehre, dass wir das Jesuskind bei uns beherbergen dürfen.» Und er küsst es und dreht sich um und kommt zurück und zeigt auf sein kaputtes Haus und sagt: «Wir haben überlebt!»