Schwester Michaelas Adventswohnung
Da ist wieder mal die Platzfrage, die sich eigentlich dann doch nicht stellt, wenn wir ehrlich sind. Oder wir wissen genau, dass wir sie nicht stellen können, sondern das wir wieder mal das Zusammenrücken üben.
Viktor, der Vater von Lorena, wurde erneut operiert; es ging ihm dabei nicht gut, er hat sehr, sehr viel Blut verloren und muss, wie immer frühzeitig aus dem Krankenhaus. So kann er nicht heim. Schwester Michaela nimmt mir die beissende Frage des „wohin bei uns“ vorweg und sagt: „Du, pass auf, wenn der Viktor kommt, er hat noch Platz. Ich ziehe in den Wohnwagen“. Ich will protestieren: „Nein, nicht Du“. Aber sie hat hier ihren bestimmten Ton und ich weiss, dass sie nun fest entschlossen ist und ich weiss auch, dass es die einzige Lösung wäre, um Viktor bei uns Wundheilung, Erholung, gute Nahrung und dazu noch das neue Zusammenwachsen der seit Juli zerrissenen Familie zu ermöglichen. Und so ist Viktor hier und Schwester Michaela hat sich im Wohnwagen für die Adventszeit eingerichtet. Es erinnert eher an eine Schäferhütte und ich hoffe, sie hat nicht zu kalt in den Nächten, wenn sie jeden Abend die Klostertüre schliesst und gleich neben dran in ihren Schlafsack kriecht. Und in dem Moment, wo sie mir heute „Gute Nacht“ sagt, da weiss ich einmal mehr um das Geschenk, das Schwester Michaela heisst.