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21Das Baby

 

 

 

Das Baby

Die Ambulanz ist überfüllt. Ich habe noch kurz vor dem Mittag eine wichtige Besprechung und da steht die Mutter mit ihrem Baby im Korridor. Sie wirkt verloren und ein wenig hilflos. Sie schaut mich verschreckt an und übergibt mir ihr kleines Mädchen. Ich bitte sie, sich zu setzen und mir zu sagen, warum sie hier ist. Sie nestelt am Baby rum und möchte mir zeigen, dass die Kleine voll wund ist. Ich nehme sie in die Ambulanz und dort wickelt sie die Kleine auf.

Der gesamte Intimbereich ist vollständig rot und kurz vor dem offenen Hautdefekt. Lisa sagt, sie habe alle Pampers probiert und auf alle reagiere das Baby schlimm. Sie ist 22 Jahre und es ist das dritte Kind. Ich frage nach ihrem Mann, ob er sie unterstützt. Sie wirkt, als würde sie gleich schreien, und dann weint sie kurz.

Ein Sekundenzusammenbruch, dann hat sie sich wieder unter dieser ein Leben lang andressierten Kontrolle, die die Frauen hier haben müssen. Sie lächelt und sagt: «Mein Mann ist gut». Ich nehme sie kurz in den Arm und sage: «Lisa, ich weiss vielleicht, wie es Dir geht». Sie nickt und schluchzt nochmal auf, krallt sich kurz an mir fest und dann nimmt sie wieder die Haltung an, die man von ihr traditionsgemäss verlangt: «Eine Frau beklagt sich nicht, eine Frau beschämt ihre Sippe nicht mit einer Klage». Ich weiss, dass ich heute dies nicht weiter thematisieren darf – es ist viel zu sehr mit Angst besetzt. Aber sie wird wiederkommen mit dem Baby. Und nun kümmern wir uns um die Kleine. Wir holen Creme, Babyöl und andere Windeln. Wir erklären ihr die Versorgung. Ich sehe, dass das Baba zu leicht angezogen ist, ausserdem hat sie keinen Kinderwagen – nichts. Schwester Michaela sucht mit mir im Speicher und wir finden noch eine Wippe, dann etwas warme Babykleidung. Da lächelt die Mutter und sie geht etwas erleichtert von uns.

21 dez 2022

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