Rausgehen
Rausgehen
Heute Früh habe ich das Wort von Papst Franziskus betrachtet, durchdacht, mich von ihm mitnehmen lassen in unsere aktuelle Situation hier. Das hat wohl den Grund, dass ich heute so ab 4 Uhr Früh gegrübelt habe, wie ich noch vor Weihnachten all die Schwerkranken aufsuchen kann, die auf einen Besuch dringend warten.
Diese Adventswochen waren für mich anders, da ich mit meinem verdrehten Fuss noch gar nicht Autofahren kann und noch in einer Sandale bin. Wenn ich rausgehe, umwickle ich dann Fuss und Sandale mit einer Plastiktüte. Gott sei Dank sind alle hier immer sofort bereit, mich durch die Gegend zu kutschieren. Neulich witzelten dann Feli und Lukas humorvoll über die Schwester im „Mamamobil“. Gott sei Dank fehlt der Humor uns allen nicht. Und ich lerne Geduld in dieser Zeit des Wartens. Und mir ist eines klar geworden heute Früh beim Nachsinnen: wir sind in diesen letzten Monaten, auch der Pandemie, zusehends eine „Geh-hin“-Struktur geworden. Mehr Menschen brauchen uns in den Häusern oder meistens eher elenden Hütten, weil sie so schwer krank sind, dass sie nicht mehr aus dem Bett kommen.
Manchmal wünsche ich mir, dass ich diesen oder jenen Patienten mitnehmen könnte – hierher in ein kleines Ambulatorium. Dann wieder bin ich aber überzeugt, dass es gut ist so, wenn wir rausgehen, wenn wir die Angehörigen unterstützen, dass sie pflegen können, wenn wir die Schwer-kranken in der vertrauten Umgebung lassen bis sie dann im Himmel sind. Eigentlich sind wir schon mitten drin im Projekt „Sozialstation oder Spitex“. Aber gleichzeitig frage ich mich auch, ob ich schon genug bis „an die Ränder gehe“ und wenn ich dann an jene Menschen denke, die irgendwo in den Bergen rumliegen, dann denke ich, es gibt noch viel, viel zu tun. Und da schlenkere ich bereits mit meinem verdrehten Fuss und stehe im Startloch. Aber der „Bruder Esel“ meldet da auch schroff die Bremse an. Und ich stelle demütig fest: „Ja, die Grenze ist auch gegeben, weil wir halt nicht grenzenlos sind!“ Und es gilt für mich immer wieder auch auszupendeln, wo was noch geht und wo auch nicht. Der Fuss hat es mir im Advent nun auf seine Weise gezeigt.