Vertrauen
Vertrauen
Die vierte Kerze brennt. Ich bin in der Kapelle und frage mich, für was dieses Licht heuer für mich steht. Und ich lasse so die vergangene Woche vor dem vorbeiziehen, von dem wir heute sagen: «Schlüssel Davids». Und wir bitten in der Antiphon: «Komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fesseln des Todes».
Wie sehr brauchen wir den Erlöser in den Zeiten der Corona-Finsternis. So denke ich. Und da erwacht ganz leise, aber sicher das Wort «Vertrauen» in mir. Ja, Vertrauen muss Fleisch annehmen, konkret sein in diesen Tagen. Die vierte Kerze nenne ich Vertrauen. Und ich denke an einige kleine Ereignisse diese vergangene Woche:
Da ist das Kindergartenkind, dessen Familie an Covid erkrankt ist. Es wird verheimlicht; das Kind wird in die Gruppe gebracht, bis es halt irgendwie doch rauskommt. Die Erzieherin fragt, ob man den Vater denn jetzt nicht sanktionieren muss, das heisst, das Kind hat für etliche Zeit nach der Quarantäne Kindergartensperre. Ich winke ab. Wir sprechen im Team und alle setzen dann auf Dialog, Kommunikation, geben dem Vater das Vertrauen, dass er es einfach nicht gecheckt hat oder dem Druck zum Verheimlichen nicht mehr ausweichen konnte. Das Gespräch klappt nach einigen Anläufen und der Vater versteht wenigstens ansatzweise, warum er seinen Jungen mit nach Hause nehmen muss. Dies ist hier nicht einfach, da Covid inzwischen fast dämonisiert wird und mit Stigmata belegt ist. Wir versuchen zu vermitteln, dass Corona sicher von niemanden als biologische Waffe gegen den Nachbarn einsetzt und ich hoffe, dass ein Mindestvertrauen auch unter unseren Mitarbeitern erhalten bleibt und vor allem, dass wir alle wissen dürfen:
«Da ist einer und da kommt einer, der Licht ins Dunkel auch von Corona bringt!» Wir dürfen die vierte Kerze leuchten lassen und vertrauen, dass letztlich alles gut wird und wir vielleicht oft nur den Schlüssel rumdrehen müssen. Denn er steckt.