Heilige Nacht
Heilige Nacht: der Retter ist da!
Diese Nacht war nicht so heilig. Uns schreckten zwei Salven aus einer Kalaschnikov auf.
Es ratterte einige Augenblicke und unser Haus vibriert. Zwei Männer haben beim Nachbarn, einen Steinwurf weit entfernt, das Lokal und das Auto im Garten durchlöchert.
Es wurde niemand verletzt, aber im Gesetz der Berge gilt dies für Mord. Unheil liegt in der Luft. Es sind 6 Brüder betroffen, eine grosse Sippe. Alle sind durcheinander, wütend, frustriert, in der Ehre verletzt.
Sr. Michaela und ich sind uns einig: die nächste Nacht muss gutmachen. Der Retter ist da. Die Männer dürfen nicht im Kanun hängen bleiben. Bethlehem muss geschehen – in ihnen. Wir müssen das göttliche Kind zu ihnen bringen – an den Ort der Schiesserei. Diese Nacht muss geheiligt werden – nach dem Fluch der vergangenen Nacht. Demütig erwarten die Männer im Lokal das göttliche Kind. Wir segnen, wir beten und die Männer bekommen Trost und dürfen auch ihre Angst in die Krippe legen. Beim göttlichen Kind braucht man nicht die Stärke der Waffe und der Racheworte.
Christ der Retter ist da!
Gesegnete, getroste Weihnachten in schweren Covid-Zeiten!
Die Schwestern aus Dobrac
Christina und Michaela und alle hier